Am 4. Juli 1994 erblickte bei dem Züchter Jürgen Stuba ein kleiner Hengst in schwarzer Jacke von Three King Raffles aus der Col’s Fancy Pants das Licht der Welt, nichtsahnend einmal einer der größten Vererber des Landes zu werden. Bereits als Jährling fand er den Weg zu seinen neuen Besitzern, bei denen er sein ganzes Leben verbringen sollte.
Sabine und Bernhard Götz aus Schlammersdorf in Nordbayern befragten auf der Suche nach einem Nachwuchshengst den damaligen DQHA Zuchtleiter Dr. Radtke. Dieser kannte den jungen Hengst und empfahl dem Züchterpaar ihn sich einmal anzuschauen. Bereits kurze Zeit später standen sie auf seiner Weide: „Es war Liebe auf den ersten Blick. Er lebte in einer Herde mit weiteren Jährlingen und Wallachen und wir waren sofort von seiner freundlichen und zugänglichen Art begeistert. Ein paar Tage später zog er bereits bei uns ein. Wir haben den Kauf keinen einzigen Tag bereut“, schwärmt Sabine Götz über die erste Begegnung mit MR KING RAFFLES.
Mit den Jahren wuchs er zu einem stattlichen Hengst heran, ein American Quarter Horse vom alten Typ aus bewährten Blutlinien (mehrfach King 234, Leo und Three Bars) – kurz, kompakt mit kräftigen Knochen und absolut korrekt gebaut. Doch nicht nur das Exterieur stimmte, vor allem sein freundliches Wesen und seine offene Art gegenüber Menschen machten ihn schnell zu jedermanns Liebling. Er war einfach im Umgang, ob beim Decken oder beim gemütlichen Ausritt ins Gelände. Selbst bei Schwimmeinlagen im Waldsee bewahrte er die Ruhe.
„Seine“ Stuten lebten direkt neben seinem Offenstall und so hatte der Hengst immer alles im Blick. Doch zum Decken kamen auch viele auswärtige Stuten, denn seine Qualitäten als Deckhengst sprachen sich schnell herum. Ganze 182 American Quarter Horse Nachkommen hatte er im Laufe seines Lebens und zählt damit zu den Vererbern mit den meisten Fohlen dieser Rasse in Europa. 33 dieser Pferde laufen erfolgreich im Sport und sind u.a. Halter-Point Earners (mehrfach Grand- und Reserve-Champions), World-Show Qualifier, mehrfach Gold-, Silber- und Bronzemedaillen-Gewinner sowie vordere Platzierungen auf den Europameisterschaften und Championtitel sowie hochplatziert bei der Deutschen Meisterschaft und den DQHA Futurities. Auch auf den Zuchtschauen der DQHA und des PHCG waren seine Fohlen Jahr für Jahr auf dem Siegertreppchen vertreten mit Gesamt-Wertnoten bis 8,5 (Einzelnoten sogar bis 9,0). Stutbuch I Eintragungen bei beiden Verbänden und ein Körungssieg beim PHCG 2008 runden das Erfolgsprofil seiner Nachkommen ab. Diese sind mittlerweile selbst Eltern und so ist der DQHA Elitehengst Mr King Raffles mit dem SSA Gold-Status inzwischen auch Großvater von 36 American Quarter Horses. Aufgrund seiner Nachkommenleistung wurde er zudem in das DQHA Hengstbuch I aufgenommen.
Doch neben all den sportlichen und züchterischen Erfolgen bediente der Hengst mit seinen Nachkommen einen weiteren großen Markt, denn er lieferte insbesondere erstklassige All-Around Pferde für den gehobenen Freizeitsport, die ihre Besitzer im In- und Ausland glücklich machen. Für eine einwandfreie Charakterausbildung trägt auch die Kinderstube bei, auf die bei der Familie Götz großen Wert gelegt wird. Seit 1995 haben sie durchgehend jährlich drei bis sechs Fohlen. Diese haben vom ersten Tag an Kontakt mit Menschen, denn die Züchter sind bei der Geburt jedes einzelnen Fohlens dabei und so können die Kleinen ihre Zweiteltern bereits kennen lernen. Die Aufzucht erfolgt in der Herde auf der Weide und im Offenstall. Dabei erhalten die Youngsters nur bestes, selbst angebautes Futter und werden auch behutsam „trainiert“, so dass Halfter anziehen, Hufe geben und später auch das Hänger fahren zur Selbstverständlichkeit werden. Die neuen Besitzer erhalten somit ein braves und gut erzogenes Jungpferd, das sich im Umgang korrekt verhält.
Ein ganz besonders Fohlen kam im März 2012 zur Welt, denn Hesa Blackberry King aus der SPOOKS POCO BARBIE hatte das gewisse Etwas. Der kleine Rapphengst überzeugte die Züchterfamilie vom ersten Augenblick an mit einem korrekten Gebäude, einen besonderen Ausstrahlung und seinem sehr ruhigen Wesen mit einer guten Arbeitseinstellung. So war die Entscheidung schnell getroffen ihn zu behalten.
Als Deckhengst soll der in die SSA 2015 einbezahlte Hesa Blackberry King wenn möglich in die Fußstapfen seines Vaters treten und 2016 werden bereits seine ersten Fohlen erwartet. Doch die Aufgabe der Nachfolge muss der Junghengst nun früher als gedacht übernehmen, denn Anfang Oktober hatte der 21jährige MR KING RAFFLES einen Unfall, den er nicht überstand.
„Er war etwas Besonderes, er war NICHT NUR EIN PFERD, sondern ein Familienmitglied. Er war eben unser Mr King. Er war besonders. Und deshalb ist es für uns umso schwerer, ihn verloren zu haben. Er war nie krank und ihn durch solch einen Unfall-Sturz, der im ersten Moment überhaupt nicht tragisch aussah, zu verlieren, ist besonders bitter“, erzählt Familie Götz traurig.
In seinen zahlreichen Nachkommen lebt er weiter und so wartet die Familie gespannt auf seine letzte Nachzucht im kommenden Jahr und die ersten Fohlen des vielversprechenden Hesa Blackberry King.
Julia Ott, www.dqha.de
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