(Ramona Billing) Egal, um welche Disziplin und Reitweise es sich handelt, ob Sie Turniere reiten oder lediglich freizeitmäßig unterwegs sind: wer ein Pferd hält, sollte sich Gedanken um das Thema Pferdefitness machen. Es reicht keineswegs, nur an Manövern zu trainieren. Erst muss die Basis klappen, und dazu zählt ganz wesentlich, dfass ein Pferd physisch und auch mental fit gemacht und gehalten wird. Das ist nicht anders als mit einem menschlichen Athleten: wer unter der Woche nur im Büro sitzt und am Wochenende Marathon läuft, wird nicht nur rasch außer Atem geraten, sondern riskiert üble Verletzungen. Genauso wenig kann ein Pferd, das vier Tage die Woche nur auf dem Paddock steht, am Wochenende einen 4-stündigen Ausritt oder hartes Training bewältigen, ohne dass es körperlich Schaden nimmt. Wer Gedanken und Arbeit in die regelmäßige (!) Fitness seines Pferdes steckt, spart sich viel Geld für Tierarztkosten wegen Lahmheit.
Daher hier ein paar Gedanken dazu:
1. Nehmen Sie sich immer Zeit, Ihr Pferd gründlich aufzuwärmen
Das gilt umso mehr, je kälter es wird und wenn das Pferd frisch aus der Box kommt. Doch auch bei Paddock und Auslauf sollte man auf den Warm up nicht verzichten. 10 Minuten Schritt sind Pflicht! Diese Zeit sollte man übrigens nutzen, um eine Check up zu machen: geht das Pferd klar, oder stimmt etwas nicht? Ist es frisch oder macht es einen schlappen Eindruck? In diese 10 Minuten kann man bereits große Zirkel, Schlangenlinien etc. einbauen und so schon mit dem Pferd arbeiten: hört es mir zu und wie sicher steht es an Kreuz und Schenkel?
Nach dem Schritt folgen etwa 10 Minuten Trab, wobei noch immer enge Wendungen vermieden werden sollten, bis das Pferd wirklich aufgewärmt ist. Auch hier kann man schon am ‚Steering‘ arbeiten, indem man die korrekte Biegung auf Zirkel und Schlangenlinien abfragt. Dazwischen auch ruhig mal Trab-Schritt Übergänge machen, damit das Pferd aufmerksam bleibt. Zum Schluss folgen 5 bis 10 Minuten Lope. Erst dann geht es ans echte Training für die jeweilige Disziplin.
Grundsätzlich gilt: so viel Bewegung und frische Luft wie möglich!
2. Keine Zeit zum Reiten? Mal was anderes tun.
Wer keine Zeit oder Lust hat, jeden Tag zu reiten, sollte trotzdem etwas für die Fitness seines Pferdes tun. Die wenigsten von uns haben die Möglichkeit, ihre Pferde rund ums Jahr in der Herde auf großen Weiden zu halten. Abgesehen davon, dass die für Turnierpferde meist auch nicht praktikabel ist. Dafür muss es trotzdem täglich mehrstündiger Auslauf sein. Doch selbst ein großer Sandauslauf oder Paddock bietet nicht genügend Bewegungsanreize für die Pferde. Also muss der Pferdebesitzer zur Fitness beitragen. Eine Möglichkeit ist das Longieren, das auch Abwechslung ins Training bringt. Doch Vorsicht: auch hier sollten die Pferde vorher 10 Minuten im Schritt geführt werden, um langwierige Verletzungen zu vermeiden ! Das gilt auch für die so beliebte Praxis, die Pferde mal eben in der Halle laufen zu lassen, dass sie sich austoben. Wer das ohne vorheriges Aufwärmen macht, muss sich nicht wundern, wenn sein Pferd mit Sehnenschäden und ähnlichem für Wochen ausfällt.
Eine sehr gute Alternative ist das Reiten mit Handpferd – sofern man es beherrscht, und die Pferde es gewöhnt sind. So werden gleichzeitig zwei Pferde trainiert, und es bringt Abwechslung. Und warum nicht mal das eigene Training mit dem des Pferdes kombinieren: gehen Sie walken und nehmen Sie Ihr Pferd mit. Das macht Spaß und spart Zeit – und ist eine Auszeit vom Training fürs Pferd.
Reiten mit Handpferd im Gelände – hier demonstriert vom ehemaligen Reining Bundestrainer Kay Wienrich (Foto: R.Billing)
3. Regelmäßige Gesundheits-Checkups: Auch Physiotherapie etc. gehört dazu
Zum normalen Gesundheitsprogramm des Pferdes zählt neben Entwurmung, Impfung und Zahnpflege auch der Check up durch einen guten und erfahrenen Physiotherapeuten o.ä. Die großen Profis lassen das regelmäßig bei Ihren Pferden machen. Wann man den Fachmann rufen sollte, hängt davon ab, ob man ein Problem vermutet oder nicht. Wenn nicht, reicht häufig ein Check up vor Beginn der Turniersaison.
Grundsätzlich gilt: wer sein Pferd nur herumstehen lässt – auch wenn das auf dem Paddock ist, tut ihm nichts Gutes. Wie beim Menschen auch, gilt: je mehr Bewegung, Fitness und angemessenes, abwechslungsreiches Training, desto besser! Wer Zeit in ein tägliches Programm investiert, wird lange Freude an seinem Pferd haben und bemerkt sich anbahnende Probleme rechtzeitig. Zudem schafft die tägliche Beschäftigung mit dem Pferd auch eine besondere Beziehung.
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