FN- und DOSB-Initiative: Biologische Vielfalt rund ums Pferd

Auftakt im Reitclub Ulm-Böfingen und in der Pferdesportgemeinschaft Oßweil Ludwigburg

(fn-press) „Pferde bewegen – biologische Vielfalt erkunden, erhalten und fördern“ ist eine Initiative der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) im Rahmen eines Projektes des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Der Auftakt fand in zwei Baden-Württemberger Vereinen statt: dem Reitclub Ulm-Böfingen und der Reitsportgruppe Oßweil im Reitstall Lemberger (Ludwigsburg). Anhand der dort gesammelten Eindrücke wird die Projektgruppe die Schnittstellen zwischen Pferdesport und Artenvielfalt identifizieren und auf dieser Basis einen „Biodiversitäts-QuickCheck“ erarbeiten.

Die Schwalben sind zurück: Sie gelten als Glücksbringer und Vorboten des Sommers. Alljährlich freuen sich Tausende pferdebegeisterter Menschen, dass wieder geschäftiges Gezwitscher in ihre Ställe eingezogen ist. So erging das auch den Mitgliedern der Projektgruppe, Rolf Berndt (stellvertretender Vorsitzender des Reitclubs Ulm und Vorstandsmitglied Breitensport/Umwelt im Landesverband), Charlotte Günther (Pferdesportverband Baden-Württemberg), Gerlinde Hoffmann, FN-Abteilungsleiterin Umwelt und Pferdehaltung und Biodiversitätsberater Stefan Rösler aus Stuttgart beim Besuch der ausgewählten Vereine.

Für die Schwalben gibt es keine Pause trotz der langen Reise aus dem fernen Afrika. Die Nester aus dem Vorjahr müssen ausgebessert, andere neu gebaut werden. Das tun die Zugvögel heute mangels anderer Alternativen vielfach in Pferdeställen. Denn dort, wo Fliegen und andere Insekten sind, finden sie genug Nahrung, um ihre Jungen groß zu ziehen.

Das Beispiel illustriere eines der Ziele des Projektes „Pferde bewegen – biologische Vielfalt erleben“, meint Gerlinde Hoffmann. „Wir wollen die Schnittstellen zwischen Pferdesport und Naturschutz darstellen und aufzeigen, welche Leistungen die Pferdehaltung für den Naturschutz bereits jetzt erbringt, wo möglicherweise Probleme auftreten können und wo Verbesserungs¬möglichkeiten existieren“ ergänzt Dr. Stefan Rösler. „Die Rauchschwalben zum Beispiel, die alljährlich von Frühjahr bis Sommer zu Gast sind, nutzen die Insekten rund um die Pferde als Nahrungsgrundlage für ihre Jungen und sorgen durch das Reduzieren der Fliegen gleichzeitig auf natürliche Weise für das Wohlbefinden der Pferde. Die „Manager“ unserer Ställe können vielfach mit geringem Aufwand einen großen Beitrag dafür leisten, dass die Bestände typischer Tier- und Pflanzenarten, die rund um die Pferde vorkommen, geschützt und gefördert werden.

Der Reitclub Ulm-Böfingen bildet mit seinen etwa fünf Hektar arrondierten Flächen eine grüne Oase am Rande der Stadt. Die unmittelbar angrenzende ICE-Strecke wird angesichts der Pferde und der Ställe, Scheunen, Reithalle, Koppeln und Außenanlagen mit altem Baumbestand kaum wahrgenommen. Seit 1999 befindet sich der Vereinssitz am Örlinger Hof, einem ehemaligen Gutshof der Stadt Ulm. Hier wurden von den Vereinsmitgliedern vorhandene Gebäude saniert und Pferdeställe eingebaut. Ergänzt wurden die historischen Gebäude durch eine freundliche Reithalle sowie durch großzügige Außenreitplätze für Dressur und Springen. Der zweite ausgewählte Reitstall Lemberger liegt am östlichen Rand der Stadt Ludwigsburg, in einer landwirtschaftlich genutzten Gemarkung. Drei Stalltrakte bieten Platz für 36 Pferde. Für deren Training stehen ein Außenreitplatz, eine Reithalle und eine Longierhalle zur Verfügung sowie großzügige Koppeln zum Ausgleich für die Pferde.

In den kommenden Monaten werden die Erfahrungen ausgewertet und ein Biodiversitäts-QuickCheck erarbeitet, der sich auf die Anlagen und Flächen rund ums Pferd konzentriert. Die nächsten Schritte sind dann erneute Besuche zur Überprüfung und Sammlung verfügbarer Informationen.

Das Projekt ist Teil des im Rahmen des Bundesprogramms „Biologische Vielfalt“ laufenden Projektes „Sport bewegt – Biologische Vielfalt erleben“, das vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert wird. Gerlinde Hoffmann

FN bittet Vereine und Betriebe um Unterstützung
Im Rahmen des Projektes sammelt die FN aussagekräftige Fotos, Untersuchungen und weitere Informationen über die biologische Vielfalt in Pferdeställen und auf Reitanlagen, beispielsweise Rauchschwalben im Stall, Haussperlinge auf der Tenne, Fliegen im Misthaufen, Hasen auf der Koppel, Rehe beim Ausritt, Pfauenaugen auf der Pferdewiese, standorttypische Büsche und Bäume oder etwa Dungkäfer im Pferdeapfel.

Reitvereine und Pferdebetriebe, die Kenntnisse über die Tier- und Pflanzenwelt auf ihren Anlagen haben, eventuell schon Artenschutzmaßnahmen durchgeführt haben oder Untersuchungen zur biologischen Vielfalt rund ums Pferd kennen, möchten diese bitte der FN-Abteilung Umwelt und Pferdehaltung, Freiherr-von-Langen-Straße 13, 48231 Warendorf, E-Mail: ghoffmann@fn-dokr.de, mitteilen.

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