(Petra Kleinwegen) Die zweite Auflage der Vaquero Reinsman Days ist nun auch wieder Geschichte. Wie im letzten Jahr organisierten Hardy Oelke und Kay Wienrich eine Informationsveranstaltung über die Reittechniken und den Arbeitsalltag der Vaqueros, wie er sich in seiner Blütezeit vermutlich repräsentierte, und den Stellenwert dieser Tradition in der heutigen Zeit. Wie im Vorjahr auch fand die Veranstaltung auf der Anlage von Christoph Rieser im Westerwälder Obersteinebach statt.
Hardy Oelkes Ziel: Reiten mit feinster Hilfengebung
Ausgangspunkt ist die Faszination, die ein gut gerittenes Vaquero-Pferd auf seine Zeitgenossen ausübte, die Leichtigkeit, Schnelligkeit und Präzision, mit der es seine Aufgaben erfüllte, ein Ausbildungsstand, der damals und dort seinesgleichen suchte, vor allem, weil die Reiter mit kaum bis gar nicht mehr sichtbaren Hilfen auskamen. Ohne romantische Verklärung analysierte Hardy Oelke in interessanten, reich bebilderten Vorträgen und Demonstrationen, was von dieser nur spärlich dokumentierten Zeit vermutlich der Realität entsprochen hat und was heute eher als mystische Verklärung zu sehen ist. Dabei stützt er sich in erster Linie auf die Schriften von Ed Connell und Arnold Rojas, wobei gerade seine engere, auch persönliche Bekanntschaft mit Ed Connell ihm spezielles Hintergrundwissen verschaffte, gerade was die Interpretation der Schriften Connells angeht.
Oelkes eigene praktische Zielsetzung ist ein Reiten mit feinster Hilfengebung, das ein leicht, schnell und willig reagierendes Pferd hervorbringt. Auch Kay Wienrich ging es um ein reaktionsschnelles, auf der Hinterhand arbeitendes Arbeitspferd und er zeigte an einem noch recht grünen Jungpferd und einem „erfahrenen Hasen“ notwendige und nützliche Ausbildungswege für gute Rittigkeit, Sicherheit und Gehorsam. Zudem erläuterte er mit praktischen Beispielen die Umsetzung der Vaquero-Tradition in das Turniergeschehen. Aus der Entstehung und Entwicklung von Turnierdisziplinen lässt sich viel auf das zeitgenössische Reiten im Alltag rückschließen, denn das, was im Arbeitsalltag wichtig war, schlug sich in den Wettkämpfen nieder, man maß sich in den Fertigkeiten, die auch das Ranchleben bestimmten. Die Paradedisziplin der Westküste war und ist die Reined Cowhorse und die Working Cowhorse. Schnelligkeit, Präzision und Leichtigkeit finden hier ihre Quintessenz. Daneben waren noch Bronc Riding und Roping-Wettbewerbe wichtig. Den viel zitierten Seitengängen, die den Vaqueros in der Hochblüte gern zugeschrieben werden, fanden hingegen keinen Niederschlag in Turnieraufgaben, so dass sie wohl in der Arbeitsreiterei keine Rolle spielten.
Kay Wienrich bei der Arbeit am Rind
Marco Breitenbach informierte über Sättel und die Kunst verschiedener Würfe beim Ropen. Gemeinsam mit Kay Wienrich wurde ein dreijähriges Trainingspferd mit der Arbeit am Rind und dem Ropen eines Rindes bekannt gemacht. Der Aufbau dieser Gewöhnung im Allgemeinen und im Besonderen bei Jungpferden wurde ausführlich erläutert und war daher über die beiden Tage interessant zu verfolgen.
Aus dem Nähkästchen des lokalen Sattlers plauderte der aus Kalifornien angereiste Sattler, Bitmaker und Cowboy Jeremiah Watt. Er beschrieb den Wandel der Ansprüche an Sättel seit der Hochblüte. Die Entwicklung des Wade Trees änderte vieles – heute wird bei ihm fast nur noch dieser Satteltyp geordert, da er sich im Arbeitsalltag für Reiter und Pferd bestens bewährt hat. Insgesamt werden bei ihm Sättel primär auf Alltagstauglichkeit hin geordert, Sättel wie „damals“ sind aus dem realen Leben verschwunden.
Christoph Rieser gab Einblicke in seine umfangreiche historische Sammlung und in aktuelle Arbeiten aus Sattlerei und Schmuckwerkstatt. Bitmaker Andreas Winkelhahn, Klaus Inderfurth (Montana Beaverhats), Kathrin Weidner (Mecates und Cinches) und Cornelia Lienhardt (Hitching und Flechten aus Pferdehaar) präsentierten ihre Arbeiten und informierten über Fertigungstechniken. Das aktuell im Kierdorf-Verlag erschienene Buch „Vaqueros“, herausgegeben von Hardy Oelke lag ebenfalls vor, eine aufwändig gestaltete Text- und Bildsammlung verschiedener Autoren zum Thema „Kalifornisches Reiten von damals bis heute“.
Christoph Rieser
Auch wenn die Veranstaltung schwächer besucht war als im Vorjahr, waren die Veranstalter zufrieden und haben die Planung für eine weitere Veranstaltung im nächsten Jahr aufgenommen mit dem Ziel, das Thema noch vielseitiger zu präsentieren.
Impression
Alle Fotos: Petra Kleinwegen
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