Mit 30 Millionen verkauften Alben waren die Dixie Chicks die erfolgreichste Frauenband aller Zeiten. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere sangen sie die Nationalhymne beim Super Bowl. Im März 2003, am Vorabend der US-Invasion im Irak, macht Leadsängerin Nathalie Maines beim Konzert in London die beiläufige Bemerkung:“Wir schämen uns dafür, dass der Präsident der Vereinigten Staaten aus Texas stammt.“ Da ahnt sie noch nicht, was für einen Skandal sie damit auslöst.
Von einem Tag auf den anderen sehen sich die singenden Sweethearts politischen Hetzkampagnen, knallharten Morddrohungen und massiven Boykottaktionen der Radiosender ausgesetzt. Sie geraten in einen Strudel, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt: Man brandmarkt sie als „Verräterinnen“, „Saddams Engel“ und „antiamerikanischen Schlampen“; ihre CDs landeten im Rahmen von öffentlichen Vernichtungsfeldzügen in den Mülltonnen oder werden von Bulldozern niedergewalzt. Die durchorganisierten Attacken reaktionärer Fans und rechter Gruppierungen sind erfolgreich: Die Plattenverkäufe brechen ein und die Dixie Chicks werden zu Amerikas Hassobjekt Nummer Eins. Sie sind gezwungen, sich neu zu erfinden- und versuchen, sich dabei treu zu bleiben ….
In The Dixie Chicks: Shut Up And Sing erzählt Oscar Preisträgerin Barbara Kopple zusammen mit Co-Regisseurin Cecilia Peck die Geschichte des berühmten Country-Trios vom Höhepunkt seines Erfolgs bis zu seinem absoluten Tiefpunkt. Drei Jahre lang begleitet der Film die Band und zeigt, wie die drei Powerfrauen weiterhin ihr Leben meistern, ihre Karriere verfolgen, Kinder kriegen, Musik schreiben, Alben aufnehmen und für ihre Überzeugungen kämpfen – auf die Gefahr hin, alles zu verlieren.
Stets nah an seinen Protagonistinnen, fängt der Film eine Fülle von authentischen Situationen ein: Wir erleben die Dixie Chicks bei heißen Debatten mit ihrem Manager, ihrem Sponsor und ihrer Plattenfirma, in intimen Momenten mit ihren Familien und bei mitreißenden Konzertauftritten. Drei aufmüpfige Frauen, die sich nicht den Mund verbieten lassen: Ein Film, der Mut macht und dazu inspiriert, nie klein beizugeben.
Bereits mit ihrem Dokumentarfilm American Dream und Harlan County USA, für die sie jeweils mit einem Oskar ausgezeichnet wurde, hat sich Barbara Kopple einen Namen als leidenschaftliche Kämpferin für demokratische Grundrechte gemacht. Ihr neuer Film ist nicht nur ein fesselndes Plädoyer für das Recht auf freie Meinungsäußerung, er ist auch ein lebendiges und bewegendes Dokument echter Freundschaft – und gewährt einen faszinierenden Einblick in die Mechanismen einer mächtigen Musikindustrie, die von ihren Künstlern im Grunde nur eines erwartet: SHUT UP AND SING!
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