Bitz (Hans-Peter Viemann). Nicht nur in der heimischen Westernreitszene ist der Baden-Württemberger Grischa Ludwig der Vorzeige-Reiner schlechthin, auch auf der großen internationalen Bühne ist der Besitzer und Chef-Trainer vom LQH-Schwantelhof in Bitz ein stets gern gesehener Turnier-Teilnehmer und willkommener Gast. Am 10. Januar feiert der eloquente Schwabe jetzt seinen 40. Geburtstag.
Der Vater von Grischa war Lehrer, und so hatte eigentlich auch der Sohn vor, Lehrer zu werden. Das war früher und ist heute teilweise noch ein ungeschriebenes Gesetz in vielen Familien. Aber es kam anders. Obwohl Heinz-Dieter Ludwig lieber Landwirt geworden wäre, wurde er dennoch fast Lehrbeauftragter für die Grund- und Hauptschule. Da starb seine erste Frau, die einen angeborenen Herzfehler hatte und eine Operation im Oktober 1974 nicht überstand. Sie wurde nur 23 Jahre alt – hatte ihm aber Sohn Grischa geboren. Heinz-Dieter Ludwig nahm eine Auszeit.
Nach einiger Zeit fragten ihn seine Freunde, ob nicht die Diakonie in Stetten, die Ponys angeschafft hatten, etwas für ihn wäre. Heinz-Dieter Ludwig, von christlicher Gesinnung geprägt, der das Reiten im Landgestüt Marbach und in Vechta gelernt hatte, sah bei seinem Besuch auf der Diakonie die große Freude und Dankbarkeit in den strahlenden Augen der Behinderten auf „ihren“ Pferden. Er erkannte sofort, wo seine Hilfe gebraucht und auch auf fruchtbaren Boden fallen würde. Somit bekam es auch Grischa als ganz kleiner Steppke schon mit Pferden zu tun.
Als junger Bub und Jugendlicher hatte Grischa mit der sportbezogenen Reiterei allerdings wenig am Hut. Er sauste lieber mit seinem Rennrad durch das Schwabenländle. Begeistert war der Herr Papa zwar nicht von den sportiven Ambitionen seines Sohnes, unterstützte ihn jedoch und fuhr mit ihm von Rennen zu Rennen durch das Land. Gewisse Umstände zwangen Ludwig junior jedoch, dem Radrennsport im Alter von 16 Jahren Adieu zu sagen.
Anfang der Neunzehnhundertneunzigerjahre kaufte Ludwig senior nach einem Besuch auf der Americana ein Quarter Horse. Dieser Vierbeiner bezog eine Box in den Stallungen der Diakonie, und fortan standen die Pferde wieder im Fokus der Aufmerksamkeit seines Sohnes. Diesen Schritt hat der erfolgreiche Trainer und Reiter bis heute nicht ein Mal bereut.
Schon im Jahr 1992 war es dann soweit, dass sich der erste große Erfolg einstellte. Im fernen Australien grüßte der Schwabe im Youth-Quarter-Horse-World-Cup-Western-Riding als strahlender Champion. Es folgten massenhafte Siege und Platzierungen (Auszug siehe unten), die jetzt aufzuzählen hieße, „die berühmten Eulen nach Athen zu tragen“. Deshalb soll an dieser Stelle nur noch eine Auszeichnung, die Grischa Ludwig erhalten und stolz gemacht hat, Erwähnung finden: 2006 beim Hallenreit-Turnier in den Messehallen Leipzig wurde ihm der Horseman-Award verliehen.
Alle seine Erfolge hat sich Grischa hart erarbeiten müssen. Die Trainingseinheiten bei Todd Arvidson, Karl McCuiston und Doug Milholland, den ganz „Großen“ in den USA, haben dazu beigetragen, dass er seinen eigenen Stil gefunden und verfeinert hat. Ludwig ist ein Reiter mit Herz. Er ist durch Verstand und mit viel Fleiß, aber auch mit einer gesunden Portion Ehrgeiz und nicht zuletzt durch gutes Pferdematerial zu seinen Erfolgen und somit letztendlich auch zu seinem anerkannten Standing in der Reiterei gekommen.
Seit 1997 lebt der Heimatverbundene Baden-Württemberger Grischa Ludwig im Nordschwarzwald. In der Gemeinde Bitz, im Zollernalbkreis / Regierungsbezirk Tübingen gelegen, fühlt sich der Professional „pudelwohl“. Der Jubilar betreibt dort zusammen mit Pferdewirtschaftsmeisterin Sylvia Maile ein eigenes Gestüt mit Ausbildungs-, Trainings- und Turnierstall – idyllisch auf rund 900 Metern Höhe gelegen. Und seit 2013 ist der in die Jahre gekommene Schwantelhof auf der Schwäbischen Alb nicht wiederzuerkennen: eine neue Event-Halle von ca. 100 x 50 Meter mit 42 Pferdeboxen wurde gebaut – und vor Jahresfrist eingeweiht. Außerdem erscheinen weitere bestehende Gebäude im neuen Glanz, denn die betagten Bauwerke auf dem Hof wurden oder werden zum Teil noch saniert, renoviert und aufgehübscht.
Auszug aus der Erfolgsliste:
1996 (Aachen): AQHA-Junior-Reining-Europameister, auf Olena San Badger
1997 (Aachen): AQHA-EM, Champion und Vizemeister im Junior-Working-Cowhorse
1998 (Kreuth): AQHA-Junior-Reining-Europameister, auf Volandos Okie Paul
2000 (Reggio Emilia, ITA): ANCR-Derby-Open-Champion, auf Nics Peppy Train
2000 (Augsburg): NRHA-Lawson-Bronze-Trophy-Champion, auf As Smart As Charly
2001 (Kreuth): Deutscher Meister (FN), auf One Smart Pepolena
2002 (Augsburg): Reined-Cowhorse-Futurity-Champion, auf FF Play MY CD
2003 (Aachen): PHCG-Europameister-Reining, auf Passionate Andy
2004 (Augsburg): NRHA-Futurity-Champion (4J), auf Great Red Whiz
2004 (Bad Salzuflen): Deutscher Meister (FN), auf BH Is Dun
2005 (Bremen): NRHA-Lawson-Bronze-Trophy-Champion, auf Olenas Diablo Star
2006 (Aachen) FEI-WM: 4th Teamwertung (mit N. Hörmann, S. Rzepka)
2006 (Dortmund): CRI**, Sieger auf Cœur D Wright Stuff
2007 (Leipzig): CRI**, Sieger auf Olenas Diablo Star
2007 (Mooslarge, FRA) FEI-EM: Mannschaftsgold (mit St. Breug, E. Ernst, N. Hörmann)
2008 (Berlin) Texana: NRHA-Lawson-Trophy-Champion, auf Cœur D Wright Stuff
2009 (Bremen): NRHA-Lawson-Bronze-Trophy-Res.-Champion, auf The Great Guntini
2009 (Lier, BEL): NRHA-Lawson-Trophy-Champion, auf Hollywood Yankee Kid
2010 (Lexington, USA) FEI-WM: 5th Einzel, 6th Team (mit E. Ernst, N. Hörmann, S. Rzepka)
2010 (Wiener Neustadt, AUT): NRHA-Futurity-SBH-Open-Champion, auf Reds Rocking Girl
2010 (Kreuth): CRI, Sieger auf Hot Smokin Chex
2011 (Lyon, FRA) NRHA-Lawson-Bronze-Trophy-Res.-Champion, auf Shine My Gun
2011 (Bremen): NRHA-Lawson-Bronze-Trophy-Champion, auf Cruisin In Starstyle
2013 (Augsburg) FEI-EM: Einzel-Bronze, Team-Gold (mit S. Rzepka, V. Schmitt, A. Ripper)
2013 (Kreuth): NRHA-SBH-Futurity-Champion, auf Winpys Little Boo.
Quelle: H.-P. Viemann, Foto: Klaus-Jürgen Guni
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