Warendorf (fn-press). Die Geduld der Pferdesportler und die politische Interessenvertretung der Verbände haben sich gelohnt: Die Bundesregierung sowie die Regierungschefinnen und chefs der Länder haben beschlossen, den Sport- und Trainingsbetrieb im Breiten- und Freizeitsport auf Sportanlagen an der frischen Luft unter bestimmten Bedingungen wieder zu erlauben. Damit können aus Sicht der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) bundesweit wieder Unterricht und Training auf Pferdesportanlagen stattfinden, wenn die geltenden Vorgaben eingehalten werden. Vor allem der Mindestabstand von 1,5 bis zwei Metern sowie die Hygiene-Regeln sind weiterhin zu jeder Zeit zu berücksichtigen. Vor dem 11. Mai gibt es je nach Bundesland unterschiedliche Lockerungen.
„Das ist die Nachricht, auf die wir alle seit Wochen gewartet und hingearbeitet haben: Wir dürfen wieder unserem Hobby nachgehen, trainieren und Unterricht geben“, sagt FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach. „Trotzdem wird leider noch nicht alles wieder so normal sein, wie wir es vor Corona kannten. Wir alle mussten uns in letzter Zeit besonders zusammenreißen, viel Geduld und Verständnis haben. Das hat sich gelohnt, aber es ist noch nicht ganz überstanden. Wir müssen uns auch weiterhin an Regeln halten, damit das Virus sich nicht weiter verbreitet. Das erfordert von uns allen Disziplin, gegenseitiges Verständnis und eine gute Organisation – genau das sind unsere Stärken als Pferdesportler und ich bin sicher, dass wir auch das überstehen werden.“
Phase der Notversorgung ist beendet
Der heutige Beschluss bedeutet aus Sicht der FN, dass die Phase der
Notversorgung und bewegung der Pferde beendet ist. Allerdings haben Bund
und Länder die Kontaktbeschränkungen bis zum 5. Juni verlängert. Die
bekannten Hygiene- und Abstandsregeln gelten weiter, Gemeinschaftsräume
dürfen nicht genutzt werden, Risikogruppen dürfen keiner besonderen
Gefährdung ausgesetzt werden und es dürfen keine Zuschauer zugelassen
werden. Das heißt, jeder Betrieb bzw. Verein benötigt ein Konzept und
einen Verantwortlichen für das Hygiene- und Infektionsschutzmanagement.
Wie ein solches Konzept aussehen kann, ist in den
FNHandlungsempfehlungen für die Wiederaufnahme von Unterricht und
Training dargestellt.
Es gelten weiter Regeln zur Eindämmung des Virus
Das bedeutet noch immer Einschränkungen für Pferdesportler. In vielen
Ställen wird es auch weiterhin so sein, dass es keinen unbeschränkten
Zugang zu den Pferden gibt, weil die Abstandsregeln sonst nicht
einzuhalten sind. „Wir unterstützen die Betreiber der Anlagen dabei,
erforderliche Maßnahmen zu ergreifen, um die behördlichen Vorgaben zu
erfüllen. Dabei müssen sie die vorhandenen Möglichkeiten auf ihren
Anlagen so gut wie möglich ausschöpfen, um unter den genannten Auflagen
die Betreuung der Pferde durch die Besitzer oder von ihnen beauftragte
Personen sowie Training und Unterricht auch mit externen Trainern zu
ermöglichen“, erklärt Lauterbach. „Ebenso appellieren wir an das
Gewissen der Pferdebesitzer, die Anwesenheit im Stall auf ein
angemessenes Maß zu begrenzen, um auch anderen die Chance auf Zeit mit
ihrem Pferd zu geben. Wir bitten alle Beteiligten darum, die aktuelle
Situation nicht auszunutzen und keine persönlichen Konflikte
auszutragen.“
Berufsreiter durften schon seit einigen Wochen wieder trainieren und Pferde ausbilden. Ab 11. Mai werden sie auch bundesweit wieder Unterricht erteilen dürfen, das gilt auch für Amateur-Ausbilder. Allerdings muss die Anwesenheit von externen Trainern/Ausbildern so wie alle anderen Aktivitäten auch in das Hygienekonzept der jeweiligen Pferdesportanlage integriert werden, also mit dem Betreiber der Anlage abgestimmt sein.
Veranstaltungen und Wettbewerbe sollen grundsätzlich erst in einem zweiten Schritt zugelassen werden. Vereinzelte Pilotveranstaltungen finden nach behördlicher Ausnahmegenehmigung bereits jetzt wieder statt. Die FN und ihre Mitgliedsorganisationen arbeiten weiter daran, dass Veranstaltungen und Wettbewerbe in Pferdesport und -zucht alsbald bundesweit wieder stattfinden können.
Auch künftig gibt es unterschiedliche regionale Regelungen
In der heutigen Pressekonferenz der Bundesregierung und der Länder
wurde zudem betont, dass die Bundesländer in eigener Verantwortung vor
dem Hintergrund landesspezifischer Besonderheiten und des jeweiligen
Infektionsgeschehens über weitere Schritte entscheiden sollen. Das
heißt, es werden auch weiterhin regional unterschiedliche Regelungen für
den Sport gelten. Die FN und ihre Landeverbände werden diese
Besonderheiten regelmäßig aktualisieren und über ihre
Kommunikationskanäle veröffentlichen. Links zu den Verordnungen und
Sonderregelungen der jeweiligen Bundesländer sind in den FAQ unter
www.pferd-aktuell.de/coronavirus zu finden. Die FN rät allen
Pferdesportlern, sich die Veröffentlichungen des
Landespferdesportverbandes sowie der Regierung des eigenen Bundeslandes
durchzulesen und im Zweifel beim zuständigen Ordnungsamt nachzufragen,
ob es konkrete Regelungen für den Pferdesport gibt.
Darf auch in Reithallen Pferdesport betrieben werden?
Die Lockerung stützt sich auf einen Beschluss der
Sportministerministerkonferenz. Darin heißt es unter anderem, dass der
Sport- und Trainingsbetrieb im Breiten- und Freizeitsport in einem
ersten Schritt wieder erlaubt werden kann, wenn die Sportangebote an der
„frischen Luft“ im öffentlichen Raum oder auf öffentlichen oder
privaten Freiluftsportanlagen stattfinden und die Abstands- und
Hygieneregeln eingehalten werden. Die FN und ihre Mitgliedsverbände
machen sich mit guten Argumenten dafür stark, mit den
Entscheidungsträgern eine Sonderlösung für Reithallen als Teil der
Außensportstätte zu erwirken. Bisher liegt jedoch noch keine offizielle
bundesweite Freigabe vor.
Aus Sicht der FN sind Reithallen nicht mit einer komplett geschlossenen Sporthalle zu vergleichen. Die Luftzirkulation/Belüftung und das Klima sind in Gänze anders. Abgesehen von der Belüftung über das Dach (Trauf-First-Lüftung) sind bei vielen Reithallen mittlerweile ganze Seiten offen bzw. mit Windschotts versehen, so dass sehr oft von annähernd vergleichbaren klimatischen Verhältnissen auszugehen ist wie auf einem Reitplatz. jbc
Der Beschluss der Sportministerkonferenz ist unter diesem Link zu finden: www.sportministerkonferenz.de
Quelle: FN