(Ramona Billing) Derzeit macht ein ’neuer‘ Gendefekt die Runde, der im März 2018 publiziert wurde und vor allem beim American Quarter Horse und verwandten Rassen auftritt: die Immune Mediated Myositis (IMM). Dabei handelt es sich um einen vorübergehenden, raschen Muskelschwund, der durch eine Infektion (vor allem Druse) oder durch eine Impfung ausgelöst wird. Wie die Deutsche Quarter Horse Association mitteilt, soll das Thema im Stud Book and Registration Committee im Rahmen der AQHA Convention 2019 im März diskutiert werden. Die DQHA will „die dortigen Informationen abzuwarten, bevor Entscheidungen im Umgang mit „IMM“ getroffen werden. Bis dahin gilt die Empfehlung, Zuchttiere vor dem Zuchteinsatz auf freiwilliger Basis testen zu lassen, um mögliche Risiken zu eliminieren. Der Test wird mittlerweile bei Laboklin in Bad Kissingen angeboten. (Quelle: www.dqha.de)
IMM ist an sich nichts Neues. Schon länger kennt man den Symptomenkomplex, doch erst im letzten Jahr konnte nachgewiesen werden, dass eine Genmutation dahinter steckt. Myosin heavy chain 1 (MYH1) kann in mutierter Form an die Nachkommen weitergegeben werden, wie das Forscherteam Carrie Finno, DVM, PhD, Dipl. ACVIM, associate professor in Veterinary Genetics and director of the Center for Equine Health at the University of California, Davis (UC Davis) und Stephanie J. Valberg, DVM, PhD, Dipl. ACVIM, ACVSMR, of the Michigan State University College of Veterinary Medicine’s Department of Large Animal Clinical Sciences, in East Lansing herausfand. Bei betroffenen Pferden ist lediglich ein einziges Basenpaar im MYH1 anders – und kann dann dafür verantwortlich sein, dass ein gut bemuskeltes, gesundes Pferd innerhalb von Tagen Symptome zeigt: Muskelsteifheit, Teilnahmslosigkeit und starker Muskelabbau an Hinterhand und entlang dem Rücken. Die Symtome entwickeln sich in der Regel plötzlich nach Infektionen (insbesondere Druse) und Impfungen. Normalerweise erholt sich die Muskulatur innerhalb einiger Wochen bis Monate. Die Forscher vermuten, dass die mutierte Form von MYH1 nach einer Muskelschädigung z.B. durch eine Impfung frei wird und die Antwort des Immunsystems triggert, die eigenen Muskeln anzugreifen. Die UC Davis entwickelte auch einen Test (Quelle: The Horse, 31.7.2018). IMM kann sowohl homozygote (My/My) als auch heterozygote (n/My) Träger betreffen, wobei homozygote stärkere Symptome entwickeln. Das Forscherteam empfiehlt einen Gentest, damit betroffene Pferde nach Infektionen genau beobachtet und gegebenenfalls mit Kortison behandelt werden können, um die Atrophie zu stoppen.
Mehr dazu gibt es auch auf der Website der UC Davis. Dort wird auch darauf hngewiesen, dass etwa 40 % der IMM-Pferde nach überstandener Symptomatik wenigstens ein weiteres Mal unter erneuter Atrophy leiden. IMM tritt in der Regel im Alter unter 4 Jahren und über 17 Jahren auf und scheint bei Cutting und Reining Blutlinien mehr verbreitet zu sein.