(Ramona Billing) Auf das gestern veröffentlichte Interview zum neuen EFRHA Zuchtprogramm (wir berichteten) gibt es in den Social Media eine Vielzahl von Reaktionen. Hierzu erreichte uns ein Offener Brief des langjährigen Züchters Rolf Peterka. Er bringt die Sorgen der Züchter und Mitglieder auf den Punkt, und die Verantwortlichen täten gut daran, diese Sorgen ernst zu nehmen. Ob sie diese als ungerechtfertigt finden oder nicht, offener Dialog zählt jetzt!
Foto: Rolf Peterka
„Offener Brief an den Vorstand der NRHA Germany
Leider bin ich gezwungen diesen offenen Brief zu schreiben, da die NRHA Germany so kurzfristig zu einer in meinen Augen sehr wichtigen Informationsveranstaltung einlädt, daß es mir nicht möglich ist, meine Termine noch zu ändern. Ein Schelm der böses dabei denkt.
Allem voran muß ich wieder einmal von einem Züchterkollegen auf die Veröffentlichung gravierender Informationen hingewiesen werden, da die NRHA Germany es scheinbar generell voraussetzt, daß sich alle Mitglieder oder sonstige betroffene täglich auf der Website selbst informieren sollen und alle Seiten am besten durchkramen, um dann up to date zu sein.
Ich werde auch hier nicht in alle Details gehen, sondern zusammenfassend meine Meinung dazu Kund tun, wie es sich mir im Moment darstellt. Leider nicht nur mir alleine.
So!, es wurde also vor einigen Monaten eine EFRHA aus dem Boden gestampft, als Oberhaupt aller NRHAs in Europa. Halt, der Beitritt ist ja „freiwillig“! Hier hat meine sofortige Recherche ergeben, daß dies ohne vorherige Absprache aller europäischen Affiliates und über deren Köpfe und über die Köpfe deren tausenden von Mitgliedern hinweg geschehen ist. Der NRHA USA wurde es aber anders verkauft und von dort dann als europäisches Interesse abgenickt. Siehe im Interview, Zitat: “dem alle europäischen Verbände beitreten können“
Über Sinn und Unsinn eines solchen Oberhauptes, auf im Moment drei federführende Personen plus deren Umfeld bezogen mag noch einiges an Diskussionsbedarf sein, ich bin jedoch der Meinung, daß das bestehende Affiliate System vollkommen ausreichend wäre und lediglich regelmäßige Zusammenkünfte zur Förderung und besseren Zusammenarbeit aller Affiliates für die Zukunftsorientierung in Europa stattfinden würden. Diesen Zusammenkünften müßten aber auch die entsprechenden Vorstände, ihrer Verantwortung bewußt, nachgehen und sich bemühen mit plus und minus auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen
Jetzt möchte ich aber zu den Zuchtförderprogrammen, deren Idee zur Zusammenlegung und der NRHA Germany kommen.
Lieber Vorstand, was bringt euch eigentlich auf die Idee, daß dies im Interesse eurer Mitglieder und Züchter/Hengstbesitzer ist. Für mich sieht es so aus als sollte das SSP Programm nebst möglichst die NRHA Germany verkauft werden, aus welchen sich in den Köpfen abspielenden Beweggründen auch immer. Darüber will ich hier nicht spekulieren, auch wenn mir sehr, sehr viele Spekulationen (zum Teil auch irrsinnige) zugetragen wurden.
Zur Zusammenlegung der Programme wie geschildert, kann ich nur sagen, daß dies meiner Meinung nach wieder nur in Richtung der Großzüchter geht, den oberen Zehntausend zu mehr Ansehen verhilft und somit züchterisch eher eine Wettbewerbsverzerrung ist, als eine Zuchtförderung.
Laßt doch die European Futurity wie sie ist, auch wenn hier genauso Verbesserungsbedarf wäre und die federführenden ebenso renitent allen innovativen Ideen nicht mal ein Ohr schenken, geschweige denn Ideen diskutiert werden und kümmert auch in erster Linie um die Belange der Züchter, Mitglieder, der Passiven, Aktiven und der Sponsoren wie Prominenz national. Denn dies ist mehr als dürftig, auch wenn es mit einem neuen Vorstand kurzfristig besser zu werden schien und ich auch fast etwas euphorisch positiv vorausgeschaut habe.
Ursprünglich wurde das SSP Programm von Hengstbesitzern in Germany ins Leben gerufen um deren Nachzucht ein Parkett zu geben, welches nicht nur inländisch sondern auch weit über die Grenzen von Germany hinaus zu Ruhm und Ehren gereichen sollte. Dies hat zur damaligen Zeit bombastisch funktioniert.
In der Vergangenheit wurden dann nach und nach Fehler um Fehler gemacht und das Ansehen ist fast auf nur noch „nett“ gesunken. Diese sinkende Einzahlungsbereitschaft von Hengsten hierzulande muß aber vielen anderen Dingen zugeordnet werden, denn hier im Lande liegt der Hund begraben und nicht in Europa.
Ganz kurz nur ein einziges kleines Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung.
20 Jahre haben wir alle Hengste einbezahlt. Vor 4 Jahren haben wir das Einzahlen eingestellt und beschlossen die Fohlen lieber in die European Futurity einzubezahlen, da leider im internationalen Kundenkreis das Interesse an der Breeders Futurity immer geringer wurde. Bis heute hat es niemanden in der NRHA Germany interessiert warum wir denn keine Hengste mehr einzahlen wollen, bis heute wurde ich nie darauf angesprochen. Mit solchem Desinteresse kann man nicht erwarten daß das ganze System noch funktioniert und dies ist nur ein kleiner Tropfen der gesamten Suppe.
Ich denke der im Interview geschilderte Weg ist der falsche und vertritt auch nicht die NRHA Germany und seine Mitglieder. Ich würde mir wünschen, verhelft doch der NRHA Germany zu altem neuen Glanz. Macht, daß ein Rookie wieder stolz ist Mitglied der NRHA Germany zu sein und nicht halt einfach nur ein Mitglied eines Reitverbandes. In der NRHA Germany sind genug Baustellen um unsere Außenwirkung wieder zum Leuchten zu bringen, da muß man keine neuen Baustellen aufmachen.
In einem Punkt gebe ich Recht. Weiterentwicklung und Verbesserung sind ohne Veränderung nicht möglich, ich denke nur, daß ihr aus dem Auge verloren habt für was oder für wen.
Ich bin bereit zu Gunsten unseres geliebten Sportes mit den Wölfen zu heulen, ich bin auch bereit einem Leitwolf zu folgen, wenn das Wohl und Interesse des Rudels, liebe NRHA Mitglieder und Reiningpferdezüchter, der Beweggrund sind.
Ich hätte noch sehr viel dazu zu sagen, dies würde den Rahmen hier aber mehr als sprengen, vielleicht bekommt man ja als normales NRHA Mitglied auch irgendwann die Möglichkeit dazu, bevor das Kind komplett in den Brunnen gefallen ist und bereits ersoffen, so, daß man gleichzeitig viele Mitglieder/Züchtermeinungen hören kann.
Ich glaube nicht, daß ich mit meiner Einschätzung falsch liege, falls doch, seid ihr aber durch mangelnde Mitgliederinformation und zu wenig Interesse an deren Belange, selbst schuld daran.
Zum Schluß sei mir noch erlaubt eventuellen dummen Sprüchen gleich vorweg zu kommen. Wir sind seit sehr vielen Jahren züchterisch so gut international aufgestellt, daß es uns eigentlich nicht nennenswert betrifft. Ich kenne aber in ganz Deutschland viele private kleine Züchter und Hengsthalter mit wenigen aber bomben Pferden, die aus genannten Gründen bereits die kleine aber feine Zucht eingestellt haben oder mit diesem Gedanken spielen und neue kleine erst gar kein Interesse mehr entwickeln.
Und genau dies finde ich tragisch!
An alle Reiningenthusiasten, haltet die Ohren steif
Grüße
Rolf Peterka
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