FN Interview mit Bundestrainer Nico Hörmann zu den WEG 2018

Bundestrainer Nico Hörmann (vorn), Sportpsychologin Lena-Maria Koch und Grischa Ludwig

Warendorf (fn-press). Zum zweiten Mal in der Geschichte finden die Weltreiterspiele 2018 in den USA statt. Wie die deutschen Reiner für ihren Auftritt im Mutterland des Westernreitens aufgestellt sind, darüber sprach FN-press mit Bundestrainer Nico Hörmann.

FN-press: Die Amerikaner und Kanadier sind in der Reining weltweit führend. Wie sehen Sie die Chancen der deutschen Teilnehmer?
Nico Hörmann: „Wir sind sehr gut aufgestellt in diesem Jahr. Unser Ziel ist eindeutig eine Team-Medaille. Bei den letzten Weltmeisterschaften waren wir immer Vierter – aus den unterschiedlichsten Gründen und immer sehr knapp. In Tryon wollen wir unser Glück jetzt in die Hand nehmen. Unsere Reiter und Pferde bringen jedenfalls genug Qualität mit, dass wir das aus eigener Kraft schaffen können und nicht auf die Fehler der anderen hoffen müssen.“

FN-press: Wie sieht das deutsche Team aus. Wo und wie wurde nominiert?
Nico Hörmann: „Wir haben erstmals in den USA, in Houston/Texas gesichtet, außerdem bei internationalen Turnieren an Ostern in Kreuth, in Mooslargue in Frankreich und beim Derby in Kreuth. Für die Sichtung in den USA haben wir alle Reiner mit deutschem Pass angeschrieben. Fünf haben sich gemeldet, zwei sind letztlich gekommen und einen haben wir nominiert: Robin Schoeller. Er kommt ursprünglich aus Stuttgart, lebt aber seit 2004 in Springfield, Ohio, und hat lange mit dem zweimaligen Weltmeister Shawn Flarida trainiert. In den USA ist er eine echte Größe, fürs deutsche Team geht er erstmals an den Start. Wieder mit im Team ist Julia Schumacher mit Coeurs Little Tyke, demselben Pferd, mit dem sie letztes Jahr Dritte bei den Europameisterschaften wurde. Die beiden werden von Jahr zu Jahr besser und haben in diesem Frühjahr alle anderen in Grund und Boden geritten. Auch Julia ist eine echte Größe in unserem Team, die uns ganz nach vorne bringen kann. Der zweitbeste hinter Julia war in diesem Jahr regelmäßig Markus Süchting, der mit Spotlight Charly auch schon im letzten Jahr bei den EM dabei war und der mit seinen Leistungen nochmal deutlich zugelegt hat. Die meiste Erfahrung bringt Grischa Ludwig mit, der mit Ruf Lil Diamond in Tryon sein sechstes Championat für Deutschland bestreitet. Er ist bekannt dafür, dass er bei Championaten immer über sich hinauswächst. Außerdem ist er genau der Richtige, um die Neuen und Erfahrenen im Team zusammenzuhalten. Dann haben wir noch Gina-Maria Schumacher, die ja länger sehr erfolgreich im Nachwuchsbereich und dort sehr beständig war. Im vergangenen Jahr war sie mit Gotta Nifty Gun Weltmeisterin der Jungen Reiter. Mit ihren Leistungen kann sie sehr gut auch im Seniorensport mithalten. Das gilt im Übrigen auch für unsere Reservistin Maria Till mit ARC Captain. Auch sie kommt aus dem Junge-Reiter-Lager und ist in der Lage mit ihrem Pferd eine ordentliche Punktzahl im Seniorenlager zu erzielen.“

FN-press: Ein Neuer, eine Junge, zwei Erprobte und ein alter Hase: Es sieht so aus, als seien die Karten in der Reining in diesem Jahr gut gemischt. Wie sieht es denn mit anderen bekannten Namen aus, beispielsweise Vizeeuropameister Dominik Reminder, der im letzten Jahr bei den EM dabei waren, aber auch mit Reitern wie Alexander Ripper und Volker Schmitt, die ja ebenfalls schon für das deutsche Team geritten sind? Und wo ist Elias Ernst geblieben, der ja zunächst auch auf der Reserveliste stand?
Nico Hörmann: „Das sind alles Topreiter, denen aber teilweise das passende WM-Pferd fehlt. Die jetzt nominierten Pferde sind alle in der Lage, regelmäßig einen Score von 74 oder 75 abzuliefern. Davon gibt es eben nicht allzu viele. Das wissen die Reiter aus anderen Disziplinen ja auch. Bei Elias Ernst ist es anders. Ihn hatten wir eigentlich als unsere erste Reserve gesetzt, allerdings fehlt ihm eine der vorgeschriebenen FEI-Qualifikationen, um in Tryon starten zu können.“

FN-press: Sie reisen mit fünf Reitern in die USA, vier starten fürs deutsche Team. Wann fällt die Entscheidung?
Nico Hörmann: „Alle fünf dürfen reiten, aber eben nur vier für die Mannschaft. Wer das ist, entscheiden wir direkt vor Ort, nach den ersten Trainings und der Verfassungsprüfung.“

FN-press: Wer außer den USA und Kanada zählt zu den größten Konkurrenten für die deutschen Reiter?
Nico Hörmann: „Die Nationen Italien, Österreich und Belgien werden mit uns um die Medaillen kämpfen“.