Vorsicht bei Weiden mit Ahornbäumen: es droht Atypische Weidemyopathie!

(Ramona Billing) Es ist wieder soweit – die ersten Nachtfröste sind nicht mehr weit. Pferdehalter, die ihre Pferde auf baumbestandenen Weiden halten, sollten jetzt aufpassen.  Denn unter Umständen droht die in der Regel tödlich verlaufende Atypische Weidemyopathie, eine in der Regel tödliche Krankheit.

Die atypische Weidemyopathie (auch atypische Myoglobinurie der Weidepferde genannt) ist eine plötzlich auftretende und überwiegend tödliche Muskelerkrankung, die ausschließlich Weidepferde betrifft und praktisch nur im Herbst vorkommt. Vor allem nach plötzlichem Kälteeinbruch mit ersten Nachtfrösten treten die ersten Fälle auf – besonders nach ungewöhnlich heißen und trockenen Sommern. Die Erkrankung wurde erstmals 1984 beschrieben und tritt seit Jahren in England, Schottland, Österreich, der Schweiz und anderen europäischen  Ländern auf. Auch in Deutschland sorgte sie in den letzten Jahren immer wieder für Schlagzeilen, darunter in NRW.  Besonders gefährdet scheinen Weiden mit starkem Verbiss zu sein, die in Waldnähe oder am Waldrand liegen und bereits langjährig als Pferdeweide genutzt werden. Sie sind feucht und schattig und im Herbst von Blättern unterschiedlichster Bäume belegt. Typischerweise werden die Pferde Tag und Nacht dort gehalten. Betroffene Pferde sind typischerweise in sehr guter körperlicher Verfassung, werden nicht gearbeitet und nicht oder nur wenig zugefüttert.

Symptome
Die atypische Weidemyopathie tritt sehr plötzlich auf und nimmt einen raschen Verlauf. Selbst bei sofort eingeleiteter Therapie liegt die Sterberate noch bei 90 %. Bei dieser Erkrankung wird die gesamte Muskulatur erstört. Typische Symptome sind: Kolik,  Schweißausbruch, Steifheit, Muskelzittern, schwankender Gang, erhöhte Atem- und Pulsfrequenz sowie teilweise bläulich oder rot verfärbte Schleimhäute und dunkelroter bzw. brauner Urin.Die Pferde wirken teilnahmslos, fressen aber. In der Regel kommt es innerhalb von ein bis drei Tagen zum Festliegen mit Streckkrämpfen und Tod.

Ahornsamen als Auslöser identifiziert

Als Auslöser haben amerikanische Wissenschaftler eine giftige Aminosäure in den Samen einiger Ahornarten identifiziert, das Hypoglycin A. Auch unser heimischer Bergahorn zählt dazu. Allerdings muss eine kritische Dosis überschritten werden, damit es zur AM kommt. Mit anderen Worten sind Weiden, auf denen Bernahorn-Bäume stehen (auch wenn sie diese nur einsäumen!), potentiell lebensgefährlich für Pferde. Vor allem, wenn diese stark abgegrast sind. Allerdings zeigten Studien, dass auch bei entsprechender Zufütterung keine Gewähr besteht, dass die Pferde nicht doch die giftigen Samen fressen.

Beste Vorbeugemaßnahme: Pferde zur Zeit der Samenreife nicht auf Weiden mit Ahornbäumen lassen
Es gibt im Grunde nur eine wirkliche Vorbeugemaßnahme, und die ist, Weidepferde ab ca. Ende August nicht mehr auf Weiden mit Ahornbäumen lassen. Zumindest sollten die Bäume weiträumig abgezäumt werden, wobei der Wind die Samen beachtlich weit tragen kann!

Was man sonst tun kann: bei verdächtigen Symptomen, insbesondere plötzlicher Kolik, und Zugang zu oben erwähnten Weiden auch an die Weidemyopathie denken und notfallmäßig den Tierarzt rufen – bitte auf die Möglichkeit hinweisen! Wird die Erkrankung sehr früh erkannt und behandelt, bestehen Überlebenschancen. Pferde möglichst nicht transportieren. Ein Bluttest gibt Aufschluss – Muskelenzymwerte sind erhöht.

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